„Wer Leistung will, muss Sinn bieten“
(Dieter Lange).
Warum ist das relevant? Dazu gleich mehr.
Noch vor einigen Jahren war es so, dass Mitarbeiter viel Zeit investieren mussten, um bei einem Unternehmen einen Job zu bekommen. Penibel genau verfasstes Anschreiben, Lebenslauf mit Bild und
einen Stapel Arbeitszeugnisse an jeweilige Firmen waren an der Tagesordnung. Mit etwas Glück wurde man dann eingestellt. Als Unternehmen konnte man sich mehr oder weniger aussuchen, wen man
einstellen wollte, BewerberInnen gab es genug.
Heute, da sieht das anders aus. Auf einmal kommen auf die Stellenanzeigen im örtlichen Amtsblatt oder bei einer Onlineplattform entweder keine oder nicht die richtigen / gewünschten Bewerbungen
zurück. Woran liegt das? Das hat doch bisher immer wunderbar geklappt. Dahinter stecken mehrere Gründe.
Zum einen herrscht in Deutschland derzeit Vollbeschäftigung, alle ArbeitnehmerInnen die arbeiten können sind in Lohn und Brot. Dieser Trend hält schon seit einiger Zeit an. Also, es gibt einfach
scheinbar gar nicht genug Leute, die nach Arbeit suchen.
Zum anderen ist es so, dass der demographische Wandel nun mehr und mehr zum Tragen kommt. Schon seit Jahren geht die Anzahl der Geburten von Kindern zurück. Für die Menschen, die aus dem
Arbeitsleben ausscheiden, also in Rente gehen, kommen nicht mehr genug neue, junge Arbeitnehmer, nach.
Das sorgt für einen interessanten Effekt: Nun müssen die Firmen sich (mehr) anstrengen, um neue MitarbeiterInnen zu bekommen. Besonders im Bereich der Softwareentwicklung kann man das sehr gut
beobachten. Ist man als Softwareentwickler(in) zum Beispiel bei LinkedIn oder Xing registriert, kriegt man oft von Recruiting Jobangebote zugesendet. „Im Auftrag eines renommierten Unternehmens
suche Ich erfahre Softwareentwicklerinnen…“ liest man in allen möglichen Varianten. Diese Anzeigen sehen oft so aus:
„junges, dynamisches Unternehmen“
Schnell wachsend
Getränke, vor allem Bier, im Kühlschrank
Obst (und anderes Essen) immer da
Kicker / Tischtennis
Gemeinsame Partys, Veranstaltungen
Jetzt ist es aber so, dass gerade die letzten drei Faktoren meist wenig dazu beitragen, neue MitarbeiterInnen zu gewinnen. Es passiert eher genau das Gegenteil. Warum? Es wird von materiellen
Vorzügen gesprochen, aber nicht davon, welchen Sinn diese Firma verfolgt.
Was ist das Warum? Welchen Sinn hat und verfolgt diese Firma? Marktdominanz oder Nummer Eins in einem bestimmten Bereich ist es nicht. Und genau hier ist der springende Punkt. Was ist die Mission
der Firma? Danach wählen mehr und mehr Menschen ihren nächsten Arbeitgeber aus. Bier im Kühlschrank hilft da wenig. Vor allem, noch eines dazu: Mit „Benefits“ wie Freibier zieht man auch nur ein
bestimmtes Klientel an, was dazu führt, dass das Team sehr homogen wird. Dieser Fall sorgt noch für ganz andere Probleme, dazu kommen wir noch.
Also, wie zieht man denn nun „(junge) Talente“ an? Indem man einen Sinn des Produkts oder der Dienstleistung vermittelt. Das kann sein, dass man eine Sache umweltfreundlicher, oder etwas
menschenfreundlicher / angenehmer usw. gestalten will. Es geht darum, das so genannte unendliche Spiel (engl.: Infinite Game) zu spielen. Das unendliche Spiel spielt man, um das Spiel am Laufen
zu halten. Es geht nicht um gewinnen, sondern um Durchhaltevermögen. Marktführung spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Das Gegenteil davon ist das sogenannte endliche Spiel (engl.: Finite
Game). Hier geht es darum, das Spiel zu gewinnen, zum Beispiel Marktführer in einem bestimmten Segment zu sein oder die Firma gewinnbringend zu verkaufen. Wenn man als Firma langfristig
erfolgreich sein will, dann spielt man das unendliche Spiel, zum Beispiel, um Bildung nachhaltig zu verbessern. Dies war und ist ein Thema bei Apple. Dass man dabei andere Konkurrenten aus dem
Spiel drängt gehört mit dazu, ist aber nicht das primäre Ziel. Die Apple Manager sprechen nicht darüber, wie man Microsoft oder heute Google aussticht, sondern, wie man mit Apple Produkten
Bildung an Schulen heute nachhaltig verbessert.
Also, wie schafft man denn das denn nun selbst mit dem unendlichen Spiel? Dazu gehört, das Unternehmen danach auszurichten. Die Frage lautet nicht mehr „Wie können wir Konkurrent XYZ ausstechen?“
sondern „Wie können wir in unserer Branche, in unserem Bereich nachhaltig Verbesserung für unsere Kundinnen und Kunden herbeiführen?“. Dabei reicht es nicht, dass das nur von einer Abteilung
gemacht wird, sondern dies muss firmenweit geschehen, startend bei der Geschäftsleitung. Diese sorgt dafür, dass der Fokus auf dem neuen Ziel liegt, anstatt sich so sehr an der Konkurrenz
abzuarbeiten.
Der nächste Schritt ist ebenso wichtig, nämlich darüber sprechen. Allerdings nicht „Wir sind so toll, komm und arbeite mit uns“. Die Faustregel ist: Wenn du darüber sprechen musst, wie toll du
bist, damit Menschen zu dir kommen, dann hast du schon verloren. Stattdessen, sprich darüber, was deine Vision ist und was du tust, um sie Wirklichkeit werden zu lassen. Im Falle von Bildung
könnte das so aussehen: „Bildung ist uns wichtig. Die Berufswelt hat sich gewandelt und verändert sich jeden Tag, manchmal schneller, als wir schauen können. Damit unsere Kinder in den Schulen
lernen, mit den neuen Tools umzugehen, lernen, wie man digitale Kompetenz aufbaut, arbeiten wir mit Schulen in der Umgebung zusammen, machen unsere Produkte für die Schülerinnen und Schüler dort
verfügbar“.
Das ist ein Warum und eine Vision. Damit erreichst du zwei Dinge: Deine Firma steuert sicher in die Zukunft und außerdem wirst du interessant für die Menschen, die dann gerne bei dir arbeiten
möchten.
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